Querschnittsthema Innovationsprozesse und Technikgestaltung

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht die Folgenabschätzung von neuen Techniken, denen ein erhebliches Potenzial zur Veränderung bestehender technischer, ökonomischer und sozialer Strukturen sowie zur Erreichung gesellschaftlich bedeutender Ziele zugeschrieben wird. Untersucht werden solche - oftmals auch als Schlüsseltechnologien bezeichnete - Techniken im Kontext von Innovationsprozessen vor allem im Hinblick auf ihre Entstehungsbedingungen wie auf die intendierten und nichtintendierten Folgen ihrer verbreiteten Anwendung. Erst über diesen Bezug, über ein Verständnis von Forschung und Technikentwicklung als soziale Prozesse, lässt sich etwas über Technikfolgen und über Möglichkeiten zur Technikgestaltung aussagen.

Techniken, technische Produkte und Verfahren, entstehen nicht selbstläufig, sondern sind das Ergebnis vielfältiger Perspektiven, Interessen und Interaktionen unterschiedlicher Beteiligter (Forscher und Entwickler, politische Entscheidungsträger, Unternehmer, Anwender, allgemeine Öffentlichkeit), die in verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses in wechselnden Konstellationen zusammenwirken. An jedem Punkt eines solchen Prozesses können - reale wie antizipierte - Technikfolgen problematisch werden, eine Nachfrage nach Orientierungswissen und Wissen für Entscheidungsprozesse entstehen und die Entscheidungskalküle der Handelnden beeinflusst werden.

Die hier verfolgten Forschungsfragen stehen in der Tradition der Technikfolgenabschätzung mit deutlichen Bezugspunkten zur Technikvorausschau (Foresight) und zur sozialwissenschaftlichen Technik- und Innovationsforschung. Vorrangig werden untersucht:

  • Strukturmuster von Innovationsprozessen und Einflussfaktoren auf Innovationsverläufe, insbesondere in deren Bezug zu intendierten und nicht-intendierten Technikfolgen,
  • gesellschaftliche Prozesse der Entstehung und Gestaltung neuer Techniken einschließlich der Rolle von Technikvisionen, Diskursen und Medien,
  • Zusammenhänge zwischen technischen Inventionen und gesellschaftlichen Innovationsprozessen (insbesondere auch in Bezug auf außerökonomische, z.B. kulturelle und soziale Faktoren),
  • Governance neuer Techniken, politische Technikgestaltung und Prioritätensetzung in der Technik- und Forschungspolitik, sowie
  • Methodenfragen der Früherkennung von Technikfolgen.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden in die disziplinären und interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurse eingespeist und in der Praxis der Technikfolgenabschätzung als wissenschaftlicher Politikberatung angewandt.