Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit

Scenario Mapping: Eine transdisziplinäre Methode entwickelt sich in der Lehre

 

Scenario Mapping

Scenario Mapping – nie gehört? Das ist nicht erstaunlich, denn diese transdisziplinäre Methode ist noch im Entstehen begriffen. Sie soll einen Zugang zur wissenschaftlichen Bearbeitung von zukunftsbezogenen Fragen eröffnen, der ganz anders funktioniert als bisherige Zugänge der Zukunftsforschung. Die Szenario Methode gilt als eine der zentralen Methoden der Zukunftsforschung hier werden – ausgehend von der Gegenwart – mehrere alternative zukünftige Entwicklung ausformuliert, um diese dann zu analysieren, zu bewerten und Entscheidung für heute abzuleiten. Bisherige Varianten der Szenario Methode basieren entweder auf Modellierung oder auf einem intuitiven holistischen Verständnis der Zukunft. Das Konstruktionsprinzip im Scenario Mapping ist ein anderes: logische Argumentation. Hierzu verbindet das Scenario Mapping das sogenannte „Argument Mapping“ – einer Visualisierungstechnik aus der Philosophie – mit der Szenariomethode. Ziel dieses neuen Ansatzes ist es, die Präzision von modellbasierten Szenarien zu verbinden mit der Möglichkeit intuitiv entwickelter Szenarien, Bewertungen in den Gedankengang zu integrieren.

 

Methodenentwicklung in der Lehre?

Die Methode des Scenario Mapping wird von uns in Kooperation mit Prof. Jan C. Schmidt, Hochschule Darmstadt, vorangetrieben. Basierend auf früheren Projekte zur Nutzung der Szenariomethode der Lehre haben wir ein Planspiel ähnliches Format entwickelt, in dem Studierende das Scenario Mapping zur Bearbeitung selbst gewählter Fragen einsetzen, reflektieren und punktuell auch selbst weiter entwickeln. Nach einer Einführung in die Grundlagen des Szenariodenkens, Grundlagen der Argumentationstheorie und einer Einführung in die Methode des Scenario Mapping selbst arbeiten die Studierenden über ein Semester in kleinen Gruppen an eine jeweils selbst gewählte Fragestellung, die sie zum Schluss den anderen Teilnehmern in Form eines Postens (Szenario Map) präsentieren. Die Hinweise, die wir von Studierenden zur Methodenentwicklung erhalten haben, reich einfachen Visualisierungstricks bis hin zu kreativ Zugängen zum Methodeneinsatz die wir dann methodologische reflektieren und einarbeiten konnten.

Ist es angemessen, Studierende so einer „halbfertigen“ Methode auszusetzen? Diese kann doch weder ihre Relevanz in realen Forschungskontext belegen, noch lässt sich begründen warum man erwartet dass diese Methode für die Studierenden in Zukunft besondere Bedeutung haben. Punkt unseres Erachtens ist aber die Begründung dafür, dass das Scenario Mapping einen angemessenen Bildungsgegenstand in der interdisziplinären Lehre darstellt, ein ganz anderer: an ihr lassen sich mehrere grundsätzliche Fragen systematisch bearbeiten, die für die professionelle Zukunft der Studierenden im allgemeinen und für ein Engagement in Nachhaltigkeitskontexten im Besonderen von Bedeutung sind: Erstens der systematische Umgang mit Zukunftsfragen, zweitens die Fähigkeit Argumentationen auf ihre Validität zu überprüfen bzw. selbst stringente Argumentation zu entwickeln, sowie drittens darin faktische und wertende Aussagen zu verbinden und aufeinander zu beziehen. Darüber hinaus lassen sich an der Methode des Scenario Mapping allgemeine Fragen der Methodologie diskutieren: was sind die Möglichkeiten und Grenzen einer Methode, wofür sind die Ergebnisse verwendbar, wie lässt sich die Qualität der Ergebnisse beurteilen welcher Art muss die Frage sein bearbeitet zu sein?

 

Die Arbeitsschritte und Abschnitte im Scenario Mapping

die Abschnitte im Scenario Mapping bilden im Wesentlichen die Arbeitsschritte im Aufbau einer Argumentation mit Szenarien ab. Erstens die Entwicklung und Ausformulierung der Fragestellung, zweitens die Eingrenzung und Beschreibung des Untersuchungsrahmens (beispielsweise zeitliche und räumliche Reichweite der Untersuchung), die Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes bzw. des in der Gegenwart verorteten, zu untersuchenden Falles, drittens die Szenarien, viertens deren Analyse sowie fünftens die daraus abgeleiteten Antwort. Innerhalb dieser Abschnitte werden jeweils Sätze logisch miteinander verknüpft, in der Regel durch deduktive, induktive oder Analogie-Argumente. Die Art und Validität der Argumente lässt sich durch die Kartendarstellung gut visualisieren, ebenso wie einige Qualitäten der verwendeten Sätze: deren normativer Gehalt („soll, muss, darf“), deren Zeitbezug („war, ist, wird sein, ist immer“) sowie deren hypothetischer oder faktischer Charakter („kann sein, ist“).