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Automation in mittelalterlichen Texten

Beschreibung

Eine Vielzahl epischer Texte des ausgehenden 12. und des 13. Jahrhunderts weist Darstellungen automatisch funktionierender Objekte auf. Das Forschungsvorhaben, das diese zum Gegenstand hat, verfolgt zwei bislang in der Forschung nicht konsequent und überdies nicht auf diese Weise verknüpfte Fragestellungen.

(1) Eine neuerliche vergleichende Systematisierung der automatischen Motive verabschiedet sich von der nicht nur in der Literaturwissenschaft, sondern auch in der Betrachtung der Geschichte des eigenen Faches z.B. durch Kybernetik oder Informatik üblichen Vermengung ‚real’ existierender Automaten und Motivreihen in Texten und Bildern. Auf dieser Basis wird der Nachweis erbracht, dass die Automatenmotive ein konstitutiver Faktor der Inszenierungsstrategien einer Vielzahl von Texten sind und strukturelle Bedeutung erlangen.

(2) Die Automaten werden dem Bereich des ‚Wunderbaren’, somit der Magie – ihrem bisherigen Ort in der Forschung – enthoben und als (narrative) Elemente eines technologischen Diskurses im hohen Mittelalter neu bewertet. Da eine Vielzahl der textuellen Automaten aus programmierten Einheiten und artifiziellen Systemen komponiert sind, die menschliche Denk- und Handlungsfähigkeiten ersetzen, wird angenommen, dass die Automatenmotive der Konzeption künstlicher Intelligenz entsprechen. Dies führt zu einer bewusstseins- und mentalitätshistorischen und kulturanthropologischen Betrachtungsweise, die neben dem textuellen Motiv auch das metaliterarische Subjekt und dessen kognitive und imaginative Fähigkeiten in den Blick nimmt. Der technologische Diskurs im MA findet in der Diskussion um Wissensordnungen in monastischer Tradition, um epistemologische Systematisierungen insbesondere hinsichtlich der artes mechanicae statt und steht im Spannungsfeld um die Integration von Wissen aus fremden Kulturräumen einerseits und handwerklich-technischen Errungenschaften andererseits sowie die Reaktion auf daraus resultierende soziale und ökonomische Veränderungen.

 

Beteiligte

Institut für Literaturwissenschaft - Dr. Simone Finkele

 

Ansprechpartner: Dr. Simone Finkele

Laufzeit: 2010-2013